Pressemitteilung, 4. Februar 2025
Jahresergebnis und Ausblick des Branchenverbands:
Schweizer Giessereiindustrie spürt die konjunkturellen Dämpfer aus ihren wichtigsten Exportmärkten
Für die Schweizer Giessereiindustrie gestaltete sich das Jahr 2024 äusserst herausfordernd. Insgesamt bewegte sich die volatile Auftragslage in den 46 Mitgliedsunternehmen des Giesserei-Verband der Schweiz (GVS) auf niedrigem Niveau. Die Produktionsmenge an ausgelieferten Tonnagen sank im Vergleich zum Vorjahr gesamthaft um 13,6%. Auch 2025 dürften Auftragseingänge und Produktionsvolumen angesichts der anhaltend geringen Nachfrage aus den zentralen Anwendermärkten nur wenig über dem Vorjahresniveau liegen, so die Prognose des Branchenverbands.
Im Jahresverlauf 2024 schwächte die wirtschaftliche Dynamik stark ab und die Unvorhersehbarkeit des Marktgeschehens verlangte den Schweizer Giessereien noch kürzere Entwicklungs- und Produktionszyklen als ohnehin schon ab. Zahlreiche neue nachhaltige Gusslösungen «Made in Switzerland» kamen zum Einsatz. «Die herausfordernden Marktbedingungen beeinträchtigten jedoch die Möglichkeit, positive Ergebnisse zu erzielen», ordnet Danilo Fiato, Präsident des Giesserei-Verband der Schweiz, ein.
Sorgenkind Deutschland
Aus dem allgemeinen Maschinenbau waren viele Kunden der Schweizer Giessereien seit Mitte des letzten Jahres von einer extremen Nachfrageschwäche betroffen. «Neugeschäfte konnten hier demzufolge so gut wie keine getätigt werden. Das lag insbesondere an der Wirtschaftsschwäche des grössten Schweizer Exportlandes, Deutschland», erläutert Danilo Fiato. Bedingt durch den ausbleibenden Absatz von Elektro-Autos seien von den Herstellern aus Deutschland und ganz Europa auch die Aufträge für die Schweizer Leichtmetall-Giesser nochmals zurückgegangen und weit hinter den Erwartungen geblieben. Erschwert wurde der Geschäftsverlauf in diesem für die Schweizer Giessereiindustrie wichtigen Automotivbereich durch die kurzfristigen Sparprogramme und unzuverlässigen Bestellabrufe der deutschen Hersteller.
Demgegenüber verhielt sich die Auftragslage aus der Schienenfahrzeugindustrie auf stabil gutem Niveau, mit erneuten Zuwachsraten. Im Bauwesen erwiesen sich als Konjunktur-bremsend die langen Bewilligungsverfahren und der dort herrschende Fachkräftemangel. Neu- und Umbauten wurden dadurch 2024 weniger als ursprünglich geplant realisiert. «Über alle Werkstoffe hinweg gesehen sank das Produktionsvolumen gesamthaft um 13,6% auf 34’685 abgelieferte Tonnen gegenüber 41’006 Tonnen im Vorjahr. Beim Leichtmetall- und Nichteisenguss verringerten sich die Produktionen 2024 um 14%, beim Eisenguss verzeichneten wir eine Reduktion von 13,3%», erklärt GVS-Geschäftsführer Marcel Menet.
Ausblick 2025 von den Zielmärkten bestimmt
Wie eine Umfrage unter den GVS-Vorständen ergab, stimmen erste Auftragseingänge für die Entwicklung neuer Gussteile die Branchenführer vorsichtig optimistisch, dass eine konjunkturelle Erholung im 2025 zumindest in Aussicht steht. Eine leichte Verbesserung zeichnete sich bereits Ende letzten Jahres ab, welche die Auslastung im ersten Quartal 2025 wieder erhöhte. Dank der langfristigen Projektlaufzeiten bleibt der Schienenfahrzeugmarkt ein verlässlicher Stabilitätsfaktor.
Geopolitische Entwicklungen wie die Beendigung des Russland-Ukraine-Kriegs und der Nahost-Konflikte könnten zu einem steigenden Bedarf an Gussteilen für die Wiederherstellung der Infrastrukturen führen. «Insgesamt rechnen wir im laufenden Jahr noch nicht mit einem deutlichen Aufschwung für die Schweizer Giessereiindustrie, da sich in erster Linie dafür die Hauptexportmärkte, Deutschland und ganz Europa erholen müssten», so GVS-Präsident Danilo Fiato. Aktuell gebe es für eine nachhaltige Trendwende wenig Anzeichen.
«Unsere Chancen und Risiken werden von unseren Zielmärkten bestimmt», verdeutlicht GVS-Geschäftsführer Menet. «So wie wir als Zulieferer in der Vergangenheit von der Hausse profitierten, so leiden wir nun stark unter der nachlassenden Automobilkonjunktur. Die steigenden Exporte chinesischer Elektrofahrzeuge nach Europa und mögliche nachteilige Beschlüsse in den USA dämpfen zudem unsere Erwartungen.» Ein Ausstieg sei aber keine Option. «Wir sind überzeugt, dass technologische Trends wie die E-Mobilität und der Leichtbau entscheidende Faktoren für unsere Branche sein werden. Der verstärkte Einsatz von Leichtmetall-Gussteilen im ganzen Transportwesen und auch in der Maschinenbauindustrie wird mittel- bis langfristig zu einer erhöhten Nachfrage führen», schildert Fiato. In Deutschland und ganz Europa sowie Nordamerika werde der Erholungsprozess voraussichtlich langsamer verlaufen als in Asien.
Trotz der signifikant unverhältnismässigen Wettbewerbsbedingungen und des starken Preiskampfs mit europäischen und asiatischen Anbietern bleibe der zentrale Marktfaktor die Stabilität: «Ein Vorteil, den wir aus der Schweiz in jeder Hinsicht – politisch, wirtschaftlich und qualitativ – zuverlässig gewährleisten», hält Fiato fest.
Im europäischen Wettbewerb benachteiligt
Eine unsichere Variable stelle für die Schweizer Giessereien das neue CO2-Gesetz dar, dessen potenzielle Auswirkungen auf die Industrie noch nicht absehbar seien. Zudem verlange die Vielzahl neuer Berichtspflichten, darunter die CO2-Berichterstattung und diverse Konformitätsbescheinigungen, den Unternehmen einen signifikant gestiegenen Verwaltungsaufwand ab, der ohne zusätzliches Personal kaum zu bewältigen sei. Die Energiekosten seien zwar gesunken, im europäischen Wettbewerb bleibe die Schweiz aber benachteiligt, insbesondere durch die überdurchschnittlich hohen Netzkosten und -abgaben.
Neben diesen hohen Kosten stellen der Fachkräftemangel und starke Schweizerfranken in naher Zukunft für die Schweizer Giessereiindustrie die grössten Herausforderungen dar. «Die anhaltende wirtschaftliche Stagnation in der Eurozone dürfte den Währungswert des schwachen Euros weiter unter Druck setzen, was die Exporte erheblich verteuert und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Giessereiindustrie beeinträchtigt», schildert Menet die Situation.
Zürich, 4. Februar 2025
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Pressemitteilung, 1. Februar 2024
Jahresergebnis und Ausblick der Schweizer Giesserei-Industrie:
Innovative Schweizer Giessereien auf nachhaltigem Kurs – Ausblick für 2024 verhalten
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Pressemitteilung, 31. Januar 2023
Jahresergebnis und Ausblick der Schweizer Giesserei-Industrie:
Stabiles Wachstum auf gutem Niveau im 2022 – Auftragslage im ersten Halbjahr 2023 Jahr optimistisch
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Pressemitteilung, 20. Januar 2022
Jahresergebnis und Ausblick der Schweizer Giesserei-Industrie:
Deutlicher Aufschwung im 2021 – anhaltend gute Auftragslage im laufenden Jahr
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